LCB
Jahrgang 56, 2018

Geschichte

»Sprache im technischen Zeitalter« wurde 1961 von Walter Höllerer begründet. Er war zwei Jahre vorher an die Technische Universität Berlin berufen worden und gründete dort das Institut für »Sprache im technischen Zeitalter«. So erklärt sich auch der etwas sperrige Titel für eine Literaturzeitschrift. Literatur war auch nicht der Schwerpunkt in den Anfangsjahren, sondern Linguistik und Literaturkritik standen im Mittelpunkt. Der ersten Ausgabe schickte Höllerer programmatisch voraus: »Nicht einer ‚Sprache der Technik‘ wird hier das Wort geredet, noch soll die Sprache auf ihre zählbaren, mechanischen Gesetzmäßigkeiten zurückgeführt werden, sondern der notwendige Gebrauch und Widerstand der Sprache in einem durch die Technik beeinflußten Jahrhundert gilt es zu untersuchen.« Zahlreiche hitzige Debatten wurden in der Zeitschrift geführt. Mitte der 1970er Jahre — Höllerer hatte die ebenfalls von ihm gegründete Zeitschrift »Akzente« inzwischen abgegeben — wurde die theoretisch orientierte »Sprache im technischen Zeitalter« durch die Beilage »Literatur im technischen Zeitalter« ergänzt. Das Heft gliederte sich nun in zwei Teile. Von Anfang an waren deutschsprachige und internationale Autorinnen und Autoren in den Ausgaben vertreten. Viele Jahre war das Berliner Künstlerprogramm des DAAD Partner und viele seiner Gäste veröffentlichten in der Zeitschrift, nicht wenige mit Erstveröffentlichungen in Deutschland. Spätestens seitdem, ebenfalls Mitte der siebziger Jahre, die Redaktion der Zeitschrift im LCB angesiedelt war, nahm der Primärliteraturanteil in »Sprache im technischen Zeitalter« einen immer größeren Platz in der Zeitschrift ein. Im Verlauf der Jahre wurden dann immer mehr Erzählungen, Gedichte, Roman-Auszüge, literarische Essays abgedruckt. Sprachwissenschaft und Literaturkritik fanden immer seltener Eingang ins Heft. Die Zweiteilung wurde schließlich aufgehoben. Neben deutschsprachigen Autorinnen und Autoren wurden stets viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Mittel- und Osteuropa vorgestellt. Lyrik war immer und ist bis heute stetig und umfangreich im Blatt vertreten. Nach mehreren Verlagswechseln erscheint »Sprache im technischen Zeitalter« seit 2013 im Böhlau-Verlag.

Die Nummer 249 war die letzte Ausgabe, für die Thomas Geiger als Redakteur verantwortlich war. Er kam 1989 ans Literarische Colloquium; im September desselben Jahres erschien die erste von ihm mitverantwortete, bereits 111. Ausgabe dieser Zeitschrift unter dem Titel »Mauerrisse. Die Literatur der Kommenden«. Seit 2015 unterstützte Vincent Sauer Thomas Geiger. Mit dem zweiten 2024er Heft übernahmen Inga Niemann und Thorsten Dönges die Redaktion.

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