//open : closed borders// – grenzgänger festival (II)
Panels mit den Grenzgänger·innen Madeleine Dallmeyer, Gesine Schmidt, Daniela Danz, Olga Delane, Fritz Schumann, Max Kerkhoff, Georg Manuel Zeller, Katharina Döbler, Therese Koppe und Kalle Aldis Laar
Über 15 Jahre haben sich Autor·innen, Fotograf·innen und Filmemacher·innen mit Unterstützung des Grenzgänger-Programms in verschiedenste Länder, Regionen und Situationen begeben und davon in vielfältigen dokumentarischen und künstlerischen Formen berichtet. Heute mehr denn je wird uns bewusst, auf welcher Seite der Grenze wir stehen und welche Privilegien uns Pässe von Geburt an verwehren oder verschaffen.
14:00 – 15:00 h Panel 3
Mensch und Maschine. Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert
Gespräch: Madeleine Dallmeyer und Gesine Schmidt | Moderation: AC Coppens
Robotik und Künstliche Intelligenz nehmen einen immer größeren Stellenwert in vielen Haushalten ein. Doch wo erleichtern kluge Algorithmen die Lebensgestaltung, wo ist der Einsatz von Bots und Robotern hilfreich und wie menschlich können oder sollen künstliche Intelligenz oder Körper überhaupt sein? Welchen nachhaltigen Einfluss haben neueste technische Errungenschaften auf die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Konstitution von Gesellschaften? Mit AC Coppens, Gründerin von The Catalysts, diskutieren Gesine Schmidt, Autorin eines Hörfunkbeitrags zu Robotern als Service- und Pflegekräften in Japan, und die Filmemacherin Madeleine Dallmeyer, die sich in der Recherche zu ihrem nächsten Film über Hightech-Haustierprodukte mit der Beziehung zwischen Tier, Mensch und Technik befasst.
16:00 – 17:00 h Panel 4
Die Menschheit als Naturkatastrophe?
Gespräch: Daniela Danz, Olga Delane und Fritz Schumann | Moderation: Dorothee Wenner
Die Definition des Anthropozän als Epoche, in welcher der Mensch als einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Veränderungen der irdischen Biosphäre gilt, stellt eine kategorische Unterscheidung zwischen Natur und Kultur infrage. Wie aber werden die realen und diskursiven Veränderungen in literarischen, journalistischen und filmischen Darstellungen widergespiegelt? Daniela Danz, Autorin und Kunsthistorikerin, beschäftigt sich in ihrem Lyrikband Wildniß (Wallstein Verlag) mit dem Begriff ‚Natur‘ als Sehnsuchtsmotiv, das als Folge exzessiver Ausnutzung und zunehmender Entfremdung des Menschen von der Natur überhaupt entstehen konnte. Die Filmemacherin Olga Delane arbeitet an einem Dokumentarfilm über ein ausgebranntes Kupferschmelzwerk in der russischen Stadt Karabasch, welches jährlich mehr als 180 Tonnen Gase in die Atmosphäre absondert, und Fritz Schumann, Fotojournalist, recherchierte auf der japanischen Insel Ōkunoshima, wo sich während des Zweiten Weltkriegs die größte Giftgas-Fabrik Asiens befand (Trailer und Filmausschnitt). Es moderiert die Filmemacherin und Kuratorin Dorothee Wenner.
18:00 – 19:00 h Panel 5
Flucht von wo? Migration und Tourismus in einer globalisierten Welt
Gespräch: Max Kerkhoff und Georg Manuel Zeller | Moderation: Antje Monshausen
Tourist∙innen und Migrant∙innen verbindet das Motiv der Flucht, wenn auch unter spiegelverkehrten Vorzeichen: Die einen fliehen vor den Zwängen eines allzu berechenbaren Alltags, die anderen fliehen, weil sie genau so einen Alltag gerne hätten. Die Globalisierung bringt nun die einen an die Herkunftsorte der anderen, wobei die aktuelle Pandemie Unterschiede mehr denn je verschärft. In Max Kerkhoffs Dokumentarfilmprojekt All Inklusive dreht sich alles um die Versprechen und die Auswirkungen eines der größten Wirtschaftszweige der Welt. Georg Manuel Zellers Dokumentarfilmprojekt Souvenirs of War (Trailer) beschäftigt sich mit dem kathartischen Potenzial von Tourismus zur Traumabewältigung in Bosnien und Herzegowina. Mit Antje Monshausen, Leiterin von Tourism Watch bei Brot für die Welt im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung, sprechen sie darüber, wie im Vergleich zu den Industriestaaten wirtschaftlich wenig entwickelte Länder zu touristischen Zielen werden, über die Abhängigkeiten, die Tourismus schafft, aber auch über den Zwang zum Reisen als Überlebensstrategie.
20:00 – 21:00 h Panel 6
Die Auswirkung kolonialer Verhältnisse auf das Erzählen
Gespräch: Katharina Döbler, Therese Koppe und Kalle Aldis Laar | Videobotschaft: Ye Ming | Moderation: Dorothee Wenner
Die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Europas steht trotz der Debatte um die Restitution von Kulturgütern noch am Anfang, unzählige Geschichten wurden bisher nicht erzählt und so manche Perspektive nicht berücksichtigt. Wer sich als Kreative∙r mit Fragen von (post-)kolonialer Verantwortung beschäftigt, kann dabei die eigene Position nicht außer Acht lassen: Doch inwieweit wird diese durch persönliche Distanz, Form der Darstellung oder einen eurozentristischen Diskursraum geprägt? Katharina Döbler arbeitet an einem Roman über ihre Großeltern, die von 1913 bis 1940 Missionare auf Neuguinea waren, Therese Koppe an einem Dokumentarfilmprojekt zu der namibisch-deutschen Familie Schimming-Chase und der Klangkünstler und Radioautor Kalle Laar hat sich für einen Hörfunkbeitrag mit der Geschichte Eritreas beschäftigt. Ye Ming recherchiert momentan in Deutschland, um sich mit der deutschen Kolonialherrschaft in der chinesischen Stadt Qingdao auseinander zu setzen. Es moderiert die Filmemacherin und Kuratorin Dorothee Wenner.