Von rechtswidrigen Inhaftierungen, Hungerstreiks und Solidarität

Als israelische Menschenrechtsaktivistin kämpft man scheinbar endlos und trägt doch nur wenige Siege davon. Kürzlich ereignete sich allerdings der dramatische Zwischenfall um Heba Al-Labadi. Im August 2019 wurde Al-Labadi, eine junge palästinensisch-jordanische Staatsbürgerin, am Grenzübergang auf der Allenby-Brücke von den israelischen Behörden festgenommen, als sie mit ihrer Mutter zu einer Familienhochzeit im Westjordanland reisen wollte. Nach ihrer Festnahme wurde sie schonungslos verhört, ohne ihre Familie oder einen Anwalt sprechen zu dürfen.

Offiziell wurde sie keines Verbrechens angeklagt, weshalb sie sich auch nicht verteidigen konnte. Nach dreiunddreißig Tagen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren verurteilte sie das Militärgericht zu einer fünfmonatigen Administrativhaft. Al-Labadi trat in Hungerstreik. Hunderte Palästinenserinnen und Palästinenser werden ähnlich ungerecht behandelt und ohne Anklage, Verteidigung oder die Einhaltung von Grundrechten festgehalten. Da sie sich nicht anders wehren können, sind viele von ihnen in Hungerstreiks getreten – oftmals vergeblich. Al-Labadis Fall war allerdings anders.

Als sich Al-Labadis Gesundheit gravierend verschlechterte, kam diese schockierende Geschichte ans Licht, woraufhin erst Dutzende, später Hunderte von israelischen und palästinensischen Aktivisten eine Protestaktion starteten. Neben Demonstrationen, einer Unterschriftensammlung, Briefen an Botschafterinnen und Botschafter, breiter Aufmerksamkeit im Netz und Kundgebungen vor dem Gefängnis und später auch Krankenhaus, in denen Al-Labadi festgehalten wurde, wurde über dreißig Stunden lang auf einem Hauptplatz in Tel Aviv protestiert. Dabei saßen Frauen an Stühle gefesselt in einem durchsichtigen Kasten, um so Al-Labadis Verhör nachzustellen. Am vierzigsten Tag des Streiks traten Frauenrechtsaktivistinnen in einen vierzigstündigen Hungerstreik.

In der Zwischenzeit wurde der jordanische Botschafter hinzugezogen. Die israelischen Behörden erkannten, dass sie diesmal zu weit gegangen waren. Nach fast achtzig Tagen der Inhaftierung und dreiundvierzig Tagen des Hungerstreiks wurde Heba Al-Labadi schließlich freigelassen. Bis heute kennt niemand das vermeintliche schwere Verbrechen, das sie begangen haben soll.

Dennoch befinden sich nach wie vor rund 450 Palästinenserinnen und Palästinenser in Administrativhaft in israelischen Gefängnissen, darunter auch die mutige Abgeordnete Khalida Jarrar. Gegenwärtig [14. November 2019] befinden sich vier von ihnen im Hungerstreik. Der längste Streik, von Ismail Ali, dauert bereits 120 Tage an.

Übersetzung: Juliane Schallau