Wildniß Barbara Mush
VOR ORT IM LCB
Sonja vom Brocke, Daniela Danz und Barbara Juch in Lesung und Gespräch
Moderation: Beate Tröger
Tickets online ab 1. Oktober 2020, 12 h
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In Sonja vom Brockes neuem Gedichtband »mush« (kookbooks, 2020) befinden sich Theorien, Gemälde, Technologien und Körperteile von Pflanzen, Menschen und Tieren in ständig interagierender Metamorphose, im „Nicht-Nist“, im „mush“, dem Mansch, zu dem eine Raupe zerläuft, bevor sie Schmetterling wird. Zwischen Ovid und body horror entstehen so „Gruftbraut“, „Chitinwimpern“, „Schlundkraut“ und neue, temporäre Kreaturen, die vielleicht körperlicher sind als wir selbst. Daniela Danz fasst mit Hölderlins »Wildniß« in ihrem gleichnamigen Band (Wallstein, 2020) alle Facetten des Phänomens ein: die menschliche Verwilderung der Natur, das Bedürfnis nach Sehnsucht und Ursprünglichkeit und die Verlotterung der politischen Kultur. Sie erfindet die lyrische Form der Kaskade für einen Rhythmus aus Stocken und Sammeln, und zeigt in der „Wildnis der Rede“ u.a. die geistigen Verwirrungen und hemmenden Nöte, die Kali- und Braunkohleabbau, Atomkraft, aber auch kulturelle Zerstörungen hinterlassen haben. Die Texte in Barbara Juchs Debüt »Barbara« (Verlagshaus Berlin, 2020) sind lakonische Notate, die die Leserin sowohl in die Enge als auch Weite des Kärntner Landes führen und nicht nur das selten behandelte Thema des Sports aufgreifen, sondern immer auch unausgesprochen den problematischen Heimatbegriff befragen. Natur und Körper, das Fließende und das Vergängliche: die drei Autorinnen verbindet, dass sie diese poetischen Grundtopoi eigen und mit sehr gegenwärtigen Sprachverortungen neu bearbeiten.