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»Celans Zerrissenheit« (Galiani, 2020)
Im Gespräch mit Anne-Dore Krohn
Kommentar von Beatrice Faßbender

“Da ist etwas bei Paul Celan, das ich unbedingt verstehen will“, so Helmut Böttiger, „dieses produktive Unverständnis war zentral“. Böttiger wirft einen neuen Blick auf Paul Celan, dessen Geburtstag sich 2020 zum hundertsten und dessen Todestag zum fünfzigsten Mal jährt: »Celans Zerrissenheit. Ein jüdischer Dichter und der deutsche Geist« (Galiani Verlag). Zum »Schmerzensmann« und in die Rolle des »jüdischen Opfers« stilisiert, wurde – so Helmut Böttiger – der Dichter auf vertrackte Weise ein „ideales Vehikel für die allgemeine Verdrängung“. Seine »Todesfuge« avancierte zum Schulgedicht, der Rest des Werks trat dagegen zurück. Helmut Böttiger zeichnet Leben und Werk Celans vor dem Hintergrund des literarischen Betriebs seiner Zeit: Dass Celans Suche nach einer neuen dichterischen Sprache ihn paradoxerweise (vergeblich) die Nähe Ernst Jüngers, des von Celan „Denk-Herrn“ genannten Martin Heideggers oder sogar von Figuren wie Rolf Schroers suchen ließ, während er mit der Sprach-Haltung seiner Förderer Böll und Grass wenig anfangen konnte, sei oft übersehen worden oder hätte nicht ins Bild gepasst.

Helmut Böttigers Beschäftigung mit Celan reicht lange zurück – »Orte Paul Celans« (1996), »Wie man Bücher und Landschaften liest« (2006) und »Wir sagen uns Dunkles. Die Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan« (2016). Sein Buch »Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb« wurde mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

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»weiter lesen – das LCB im rbb« ist eine Podcast-Lesebühne des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB) und des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb). Die Podcasts basieren auf dem geplanten Programm im LCB. Sie laufen jeden Donnerstag und Samstag um 19.04 h auf rbbKultur und sind dort jederzeit zum Hören und Downloaden abrufbar.

Jeweils ein·e Autor·in liest ausgewählte Passagen aus einer Neuerscheinung. Natascha Freundel und Anne-Dore Krohn sprechen mit ihnen über erste Sätze, die Lust am Schreiben und die Schwierigkeiten, diese Lust am Leben zu erhalten, wenn der Austausch im öffentlichen Raum nicht mehr stattfinden kann. Schriftsteller·innen sowie Literaturexpert·innen wie Antje Rávik Strubel, Beatrice Faßbender, Hanne Reinhardt, Thorsten Dönges und Thomas Geiger schildern ihre Lektüreeindrücke.

Die Kooperation von LCB und rbb beginnt mit Autorinnen und Autoren, die ihre neuen Bücher in diesem Frühjahr am Wannsee hätten vorstellen sollen. Dazu gehören die Debütanten Benjamin Quaderer mit »Für immer die Alpen« , Janna Steenfatt mit »Die Überflüssigkeit der Dinge« und Christian Schulteisz mit »Wense«. Helmut Böttiger präsentiert sein neues Buch über den Lyriker Paul Celan. Alexander Chee schickt eine Videobotschaft aus New York City. Olivia Wenzel spricht über ihr Romandebüt »1000 Serpentinen Angst«, Nadja Küchenmeister stellt ihre neuen Gedichte vor und Peter Schneider lässt Leben und Werk zu seinem 80. Geburtstag Revue passieren.

04.04.20

Samstag, 19:04 Uhr

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Teilnehmer•innen

Helmut Böttiger, Anne-Dore Krohn, Beatrice Faßbender

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» weiter lesen – das LCB im rbb« ist eine Kooperation des Literarischen Colloquiums Berlins und rbbKultur.

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