Studio LCB: Pieke Biermann
VOR ORT | Ausstrahlung im Deutschlandfunk
Zwischen allen Stühlen
Gesprächspartner: Christian Dunker, Jens Bisky
Moderation: Katharina Teutsch
Pieke Biermann hat vor zwei Jahren mit ihrer furiosen Übersetzung der afroamerikanischen Autorin Fran Ross den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Heldin des Romans »Oreo« war eine Romanfigur und Fran Ross eine Autorin nach Biermanns Geschmack: als schwarze lesbische Jüdin saß sie zwischen allen kulturellen Stühlen und trieb aus der Schutzzone des Nichtdefinierbaren ihren Frohsinn mit allem und jedem. Die Freizügigkeit des Witzes, den Biermanns Übersetzung entfesselt, lässt viele Identitätsdebatten der Gegenwart teilweise bitter und vor allem unversöhnlich erscheinen. Kulturelle Identität ist in Pieke Biermanns Leben und Werk immer eine Frage der Vielheiten, nie der Einheiten gewesen.
Ist sie zuletzt als Übersetzerin in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, darf man die Autorin gerade aber auch wieder als Romanautorin entdecken. Biermann gilt als Erfinderin des Berlin-Krimis. In dem gerade neu aufgelegten Roman-Quartett wird das soziokulturelle und politische Klima zwischen 1987 und 1997 auf einzigartige Weise gegenwärtig.
Ebenfalls neu aufgelegt wird Biermanns bahnbrechendes Sachbuch »Wir sind Frauen wie andere auch! – Prostituierte und ihre Kämpfe«, in dem die Autorin ihre eigenen Erfahrungen in der Prostitution mit politischen Forderungen aus der Frauenrechtsbewegung verbindet. Wohin hat sich die Gesellschaft seit Erscheinen des Buchs 1979 entwickelt? Gleich mehrere literarische Anlässe, dieser Autorin einen Abend zu widmen.
Im Gespräch mit Pieke Biermann werden Jens Bisky (Autor des Sachbuchs »Berlin. Biographie einer großen Stadt« (Rowohlt Berlin, 2019)) sowie Christian Dunker (Inhaber von Geistesblüten, zusammen mit Marc Ivens) sein.
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