„Nur die Anthropophagie vereint uns“
Ein Kannibalismus-Abend zu 100 Jahren Brasilianischer Moderne
Kuratiert von Aurélie Maurin und Simone Homem de Mello
Lesung: Douglas Pompeu, Christian Filips
Gespräch: Oliver Precht, Irina Hiebert Grun, Simone Homem de Mello
Filmpremiere: »Die Weisheit eines Vogelflügels« (Kollektiv Tenonderã Ayvu und Gäste)
Die kannibalistische Praxis einiger indigener Völker Brasiliens, über die europäische Reisende im 16. Jahrhundert berichteten, wurde von der brasilianischen Avantgarde der 1920er Jahre ironisch umgewertet und in eine Metapher antikolonialistischer Interkulturalität verwandelt. Zum Auftakt des diesjährigen Lyrikübersetzertreffens JUNIVERS wird das »Anthropophage Manifest« von Oswald de Andrade im Mittelpunkt einer Reflexion über dekoloniale Kulturtechniken, kulturelle Einverleibungspraxis und ethisches Übersetzen stehen.
Die Autorin Simone Homem de Mello moderiert ein Gespräch mit Oliver Precht, Übersetzer von Andrades »Manifeste der Moderne«, und der Kunsthistorikerin Irina Hiebert Grun über den Beitrag dieser brasilianischen Denktradition zur Übersetzungstheorie und -praxis. Darüber hinaus geht es um die Relevanz dieser Kulturtechnik für die Gegenwart und um ihre vielfältigen Resonanzen.
Der Film »Die Weisheit eines Vogelflügels« spürt heutigen Ritualen des indigenen Volks der Guaraní nach. Schamanen dieser Tradition führen uns die zentrale Stellung des Wortes in ihrer Weltanschauung vor Augen.
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