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Turkey: the taste of a post-Brexit home

04.07.22Susan Finlay

Many years ago, I lived in Dalston, East London. Nowadays, it’s just another part of a city where bankers in beanies do brunch. However, back in my day, when the area was still widely and euphemistically described as ‘up and coming’, it was known for its large Ghanaian, Irish, and Turkish working-class communities, the latter of whom also ran most of the local restaurants.

As a result, much of my younger self’s social life revolved around Aegean fare. Traditional English dinners have always struck me as boring, while German food is downright uncanny (by which I mean the familiar made strange, or bangers and ‘chip-shop chips’ transformed into currywurst and pommes). Turkish food on the other hand, is always tasty Turkish food. Throughout my student days my friends and I met not for flat whites, but for small, gritty coffees prepared in a cezve. Our birthdays would be marked by meals comprising of kofte, saksuka, and dolma. Trips to and from the pub would be made clutching either a gozleme or a lahmacun in our hands…

One of the reasons I was keen to leave the UK was Brexit: a move that revealed much about my country’s attitude to immigration, and our inability to face up to, and therefore acknowledge, the fallout from our colonial past. Conversely, one of the things I miss most about it, is its very particular brand of multiculturalism. When wishing to appease my occasional waves of homesickness (as well as greedy stomach rumblings), I look to neither the Broken English grocery store in Kreuzberg nor its tea and scones café equivalent in Pankow, but to the many Turkish restaurants in Neukölln. Proust had his madeleines, but I have baklava.

Türkei: so schmeckt ein post-Brexit Zuhause

04.07.22Susan Finlay

Vor vielen Jahren lebte ich in Dalston, East London. Heutzutage ist das nur ein weiterer Teil einer Stadt, in der Banker in Beanies zum Brunch gehen. Zu meiner Zeit allerdings, als die Gegend noch allgemein und euphemistisch als „aufstrebend“ beschrieben wurde, war sie bekannt für ihre großen ghanaischen, irischen und türkischen Arbeitergemeinschaften, von denen letztere auch die meisten lokalen Restaurants betrieben.

Dies hatte zur Folge, dass das Sozialleben meines jüngeren Ichs sich zu großen Teilen um die ägäische Küche drehte. Traditionell englische Gerichte haben mich immer gelangweilt, während deutsches Essen geradezu unheimlich ist (damit meine ich, dass Vertrautes entfremdet wird oder Würstchen und Chips aus dem Chip-Shop zu Currywurst und Pommes umgewandelt). Türkisches Essen dagegen ist immer leckeres türkisches Essen. Während der gesamten Studienzeit trafen meine Freund·innen und ich uns nicht auf einen Flat White, sondern zu kleinen, grobkörnigen Kaffes, die in einer Cezve zubereitet wurden. Unsere Geburtstage kennzeichneten Mahlzeiten, die aus Köfte, Shakshuka und Dolma bestanden. Ausflüge zum Pub und auch die Rückwege wurden entweder mit Gözleme oder Lahmacun auf er Hand gemacht…

Einer der Gründe, warum ich Großbritannien unbedingt verlassen wollte, war der Brexit: ein Schritt, der viel über die Einstellung meines Landes zur Einwanderung verriet und über unsere Unfähigkeit, sich den Auswirkungen unserer kolonialen Vergangenheit zu stellen und sie dadurch anzuerkennen. Andererseits ist eines der Dinge, die ich an Großbritannien am meisten vermisse, seine sehr besondere Art von Multikulturalität. Wenn ich das gelegentlich aufwallende Heimweh (und auch das gierige Magenknurren) besänftigen möchte, sehe ich weder den Feinkostladen „Broken English“ in Kreuzberg noch sein Pendant in Pankow, das Tee- und Scones Café vor mir, sondern die vielen türkischen Restaurants in Neukölln. Proust hatte seine Madeleines, aber ich habe Baklava.

Übersetzung: Marie Beckmann

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Susan Finlay

Susan Finlay is an artist and writer. She is the author of five novels, most recently The Jacques Lacan Foundation. She lives in the UK and Berlin.

Susan Finlay ist Künstlerin und Schriftstellerin. Sie ist die Autorin von fünf Romanen, zuletzt The Jacques Lacan Foundation. Sie lebt im Vereinigten Königreich und in Berlin.

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