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Atlantis Sinks Again

10.10.22Lloyd Markham

Ali sweeps smashed crab apples into a black bag. The tree by the back entrance to his shop is in the twilight of its summer exuberance. I rent a room above. Every year I talk about putting nets up to catch the fruit. I always end up too busy.

I ask how the price hike in gas is affecting his shop. Unlike households businesses are not protected by a cap or the new “Energy Price Guarantee.” Many small shops like his are going under. He tells me that thankfully he brokered a 4 year deal with his supplier just before the crisis began. Disaster narrowly missed.

On my way to work I pass less lucky ventures felled by past catastrophes.

Ekologi. Sold stuff made from reclaimed lumber. Also coffee. Had the ill fortune of opening right before the pandemic. Never stood a chance. Its gutted hulk remains. Who will fill it? Will they accept my loyalty card? I was only a stamp away from a free mocha.

Bodlon Kitchen. Diner. Also sold Welsh kitchenware. Been replaced by chain cafe. Looks the same from outside but they’ve jettisoned the homespun goods.

I try not to romanticise small businesses. They can be just as ruthless as big ones. But I can’t help but feel sad seeing the wreck of a modest venture. Was this not meant to be the capitalist dream? That – with good fortune – we could all create something that better expressed ourselves? A waitress opens a bookshop, bouncer opens a jazz bar, etc?

 

Turns out fortune is also in short supply. Winter will bring a new wave of closures. We will surface into a drabber, meaner, more centralised and homogenised spring.

Given that only recently an MP suggested we burn books for warmth I would not hold out hope for a timely state intervention.

The Atlantis. Another cafe. See photo. Never got to visit but loved the sign. This one survived Covid only to be undone by a more ancient contagion – Love. The couple who ran it had a baby. Decided to close – focus on that. Perhaps that’s the best outcome? Waking up from our commercial dreams before they sink us.

Atlantis sinkt erneut

10.10.22Lloyd Markham

Ali fegt zermatschte Holzäpfel in einen schwarzen Sack. Der Baum am Hintereingang seines Ladens ist in der Dämmerung seiner sommerlichen Üppigkeit. Ich miete ein Zimmer darüber. Jedes Jahr rede ich davon, Netze aufzuhängen, um die Früchte zu fangen. Am Ende bin ich immer zu beschäftigt.

Ich frage, wie sich der Anstieg der Gaspreise auf seinen Laden auswirkt. Im Gegensatz zu Haushalten sind Unternehmen nicht durch eine Obergrenze oder die neue „Energiepreis-Garantie“ geschützt. Viele kleine Läden, wie seiner, gehen unter. Er erzählt mir, dass er zum Glück kurz vor Beginn der Krise einen Vierjahresdeal mit seinem Lieferanten ausgehandelt hat. Knapp vorbei an der Katastrophe.

Auf meinem Weg zur Arbeit komme ich an weniger glücklichen Geschäften vorbei, die von vergangenen Katastrophen getroffen wurden.

Ekologi. Hat Dinge verkauft, die aus Altholz hergestellt wurden. Auch Kaffee. Hatten das Pech, kurz vor der Pandemie zu öffnen. Nie eine Chance gehabt. Der ausgeschlachtete Schiffsrumpf bleibt. Wer wird ihn füllen? Werden sie meine Bonuskarte akzeptieren? Ich war nur einen Stempel von einem gratis Mokka entfernt.

Bodlon Kitchen. Restaurant. Hat auch Walisische Küchenartikel verkauft. Wurde durch eine Café-Kette ersetzt. Sieht von draußen noch genauso aus, aber sie haben die hausgemachten Waren über Bord geworfen.

Ich versuche nicht, kleine Geschäfte zu romantisieren. Sie können genauso skrupellos sein wie die großen. Aber ich kann nicht anders, als traurig zu sein, wenn ich das Wrack eines bescheidenen Unternehmens sehe. Sollte das nicht der kapitalistische Traum sein? Das wir alle – mit etwas Glück – etwas erschaffen könnten, das uns besser zum Ausdruck bringt? Eine Kellnerin eröffnet einen Buchladen, ein Türsteher eine Jazz Bar, usw.?

Wie sich herausstellt, ist auch Glück ein knappes Gut. Der Winter wird eine neue Welle von Schließungen bringen. Wir werden in einem düsteren, gemeineren, mehr zentralisierten und homogenisierten Frühling aufwachen.

Wenn man bedenkt, dass erst vor Kurzem ein Unterhausabgeordneter vorgeschlagen hat, Bücher zu verbrennen, um Wärme zu generieren, würde ich mir keine Hoffnungen auf ein rechtzeitiges Eingreifen des Staates machen.

Das Atlantis. Ein anderes Café. Siehe Foto. Kam nie dazu es zu besuchen, aber mir gefiel das Schild. Dieses Café hat Covid überlebt, nur um durch eine noch ältere Seuche zugrunde zu gehen – Liebe. Das Paar, das den Laden betrieb, bekam ein Baby. Haben sich entschieden, sich darauf zu konzentrieren – den Laden zu schließen. Vielleicht ist das die beste Lösung? Aus unseren kommerziellen Träumen zu erwachen, bevor sie uns versenken.

Übersetzung: Marie Beckmann

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Lloyd Markham

Lloyd Markham (1988) was born in Johannesburg, South Africa, and spent his childhood in Zimbabwe, before moving to and settling in Wales. His debut novel Bad Ideas / Chemicals (Parthian Books, 2017) won a Betty Trask Award, was short-listed for Wales Book of the Year and selected by Wales Literature Exchange for international promotion. An extract ‘Mercy’ was included in the anthology of young Welsh and European authors Zero Hours on the Boulevard: Tales of Independence and Belonging (Parthian Books, 2019). From 2019-2022 he was selected to participate in the Ulysses Shelter project – contributing to forthcoming anthology of works. Also in 2019 he received a bursary from Literature Wales to work on his second book, provisionally titled Fox Bites –a coming-of-age weird-fiction novel set in Zimbabwe at the turn of the millennium. It will be out in 2023.

Lloyd Markham (1988) wurde in Johannesburg, Südafrika, geboren und verbrachte seine Kindheit in Simbabwe, bevor er nach Wales zog und sich dort niederließ. Sein Debütroman Bad Ideas / Chemicals (Parthian Books, 2017) wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, kam auf die Shortlist für das Wales Book of the Year und wurde von Wales Literature Exchange für eine internationale Förderung ausgewählt. Ein Auszug „Mercy“ erschien in der Anthologie junger walisischer und europäischer AutorInnen Zero Hours on the Boulevard: Tales of Independence and Belonging (Parthian Books, 2019).
Von 2019-2022 wurde er ausgewählt, am Projekt Ulysses Shelter teilzunehmen – mit Beiträgen zu einer kommenden Anthologie. Ebenfalls im Jahr 2019 erhielt er ein Stipendium von Literature Wales, um an seinem zweiten Buch zu arbeiten, welches den vorläufigen Titel Fox Bites trägt – ein Schauerroman, der in Simbabwe um die Jahrtausendwende spielt. Das Buch wird 2023 erscheinen.

 

 

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