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Christina Esther Hansen
Residuen der Vergangenheit, wie sie auf Zukünftiges stoßen und diese behindern, zerstören, befeuern. Andersrum irgendwie auch. Einfach etwas mitschreiben, es ist dann ja wahr. Dabei dem Ohr folgen, meinetwegen rappen, zaubersprechen, stammeln oder so. Keine Kommentare. Sprache hat gewissermaßen den Drang, sich selbst zu annihilieren, glaube ich, und so ist das, was darin vorkommt, für die Literatur gewissermaßen egal, zunächst. (Kann ja trotzdem wünschenswert sein, dass manche Perspektiven zu bestimmten Zeiten weniger, andere mehr vorkommen.) Für mich ist es ein Hinzoomen, da, in diese Ecke – was ist dieses Gelaber da? Und dahinten, was habe ich da gehört, wurde mir da reingestellt? Das sind am Ende Orte in mir, klar, aber die werden ja wirklich durch Welt und Sprache gespeist. Und weil Welt nicht in Sprache aufgeht, gibt es diesen Drang; im Schreiben und in der Sprache selbst, als Korrektiv gewissermaßen, als Andauerndes Fortschreiten ohne je ans Ziel zu gelangen, Aufhören unmöglich: Und das ist dann wohl der Stoff, das Suchtmittel. Oh Gott, bin ich Eckhart Tolle? Naja, egal.
Jedenfalls hilft am Ende nur Schweigen. Oder das alles nicht so Ernst nehmen und einfach mitlabern, also schreiben, und also da sein, in der Gegenwart, im eigenen Körper, ihn aufnehmen und ausscheiden lassen, und das im Text bezeugen. Es macht ja auch Spaß.
Woraus besteht die Gegenwartsliteratur? Unsere Reihe im Rahmen von »Neustart Kultur« fragt: Woraus ist die deutschsprachige Gegenwartsliteratur gemacht, aus welchen Materialien, Gegenständen und Ideen besteht sie, aus welchen Stoffen gewinnen Texte heute ihre Kraft? Mehr Infos zur Veranstaltungsreihe hier.
Dieser ›Stoff‹ ist Teil von Stoffe: »Heilige Schrift I« und »Unter Stunden« mit Wolfram Lotz und Robert Stripling am 5. Oktober 2022.
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