aire

Das Wort war wohl irgendwo aus dem Elisabethanischen Englischen hervorgeweht. Aus »Aire and Angels« von John Donne vielleicht. Aber es bezeichnete ja auch Musik. Oder, so stellte ich mir vor, in einer bestimmten Form aufgeladene Luft, eine Atmosphäre, in der etwas schwingt – die voll von etwas ist, das man spüren, aber vielleicht noch nicht denken oder benennen kann.

Später fand ich heraus, dass es dieses Wort auch heute genauso gibt – in unterschiedlichen Sprachen, wo es wahlweise Luft (spanisch), Platz oder Spielplatz (französisch), eine bestimmte Ausstrahlung, eine Anmutung bedeutet – oder einen Fluss (in England) bezeichnet.

In meinen Gedichten ist ›aire‹ ein Kunstbegriff: für ein Medium, in dem sich Phänomene der Veränderung, der Transformation und des Umbruchs zeigen.

Auf welche Konstanten muss sich Erfahrung beziehen können, um noch als kohärent und stimmig erlebt zu werden? Ab wann entgleitet die Kontrolle über die Verarbeitung des nicht mehr oder noch nicht wieder Verortbaren? Das sich vielleicht in Form von Hoffnungen und Befürchtungen abzeichnet, aber noch nicht real geworden ist? Welche Rolle kann Kunst und kann Dichtung dabei zukommen, komplexe Veränderungen besser fassen zu können? Zum Beispiel Situationen, die in Auflösung begriffen sind – was gerade noch alltäglich war, Halt gab, erscheint nun geisterhaft und obskur, und man selbst womöglich mit …

Oder plötzliche Einsichten, folgenreiche Intuitionen oder vermeintliche Präsenzen, die wie die Engel in John Donnes Gedicht in der ›aire‹ liegen und (modern unter ›Achtsamkeit‹ einsortiert) vom zeitgenössischen Bewusstsein manchmal auch so behandelt werden.

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Dieser »Stoff« ist Teil von »Stoffe: aire Mond«.

Materialsammlung »Stoffe«