Uns gehört
die Zukunft

Das Internet. Eine riesige Datenbank. Jeder kann auf Links klicken, etwas googeln. Jeder kann etwas twittern oder jemandem auf Instagram folgen. Doch wird das Internet alles ersetzen? Wird es in der Zukunft z.B. Twitter-Romane geben? Wird es in der Zukunft noch normale Papier-Bücher geben? Ich denke eher nicht. Wahrscheinlich wird es allerlei Bücher online geben. Kurzgeschichten sind dann nur noch ein Post auf einer Social-Media-Plattform, womit man dann vielleicht sogar mehr verdient, als die Kurzgeschichten in Form von Büchern zu verkaufen. Und Bücher wird es vielleicht wie Songs auf Spotify geben. Doch wird das nicht alles zu langweilig? Von heute auf morgen hätte man keine Bücher mehr zum Anfassen. Alles wäre digital. Man könnte sich ein Buch auswählen und es einfach lesen. Aber vielleicht würde das auch die Erfahrung von Büchern verändern oder sogar langweilig machen? Ich glaube, dass Digitalisierung ein wichtiger Schritt ist, damit man nicht mehr so viel Papier verbraucht und die Konnektivität zwischen verschiedenen Dokumenten und anderem leichter ist.
In meiner Lesung, die ich als Impuls verwendet habe, wird es als „digitaler Kapitalismus“ bezeichnet. Ich finde diese Bezeichnung doof. Kapitalismus hört sich für mich immer nach so etwas „Schlimmem oder Schlechtem“ an.
Das war mein Beitrag zum Thema Digitalisierung. Fällt euch noch mehr dazu ein? Was denkt ihr über Digitalisierung? Findet ihr Digitales auch so spannend und zukunftssicher wie ich oder denkt ihr etwas komplett anderes?

Bald ist es so weit. Das Korallenriff ist wie leergefegt, die Aufgaben und Pflichten des Tages für einen Moment vergessen. Hinter dem Algenbusch schwimmt die Solistin nervös hin und her. Über der Kluft im Meeresboden hat sich das Meervolk versammelt. Ihre Flossen und Tentakel schimmern in der Dämmerung in dem wenigen Licht, das von der Oberfläche zu ihnen dringt. Die Solistin starrt nach oben und ist fasziniert. Wie weit diese Strahlen gereist sind, um jetzt, hier in diesem Moment ihre Nervosität wie ein Kunstwerk aussehen zu lassen. Die Solistin seufzt. Durch die Algen streicht ein leichter Strom, das warme Wasser aus fernen Ländern stammend. Die Solistin seufzt. Das Meervolk, es schwimmt ruhig vor sich hin über dem Abgrund, ihr leises Gefasel wie eine Melodie. Bald ist es so weit. Das Meervolk wird leise, nichts zu hören außer das entfernte Flüstern der Flora. Die Solistin seufzt. Mit einem Mal hört sie es – das Horn, klar und gellend. Ihr Moment. Es ist so weit. Ihre Flossen glitzernd, mit der Abendsonne verlässt sie ihren Vorhang. Tausend Augen starren ihr entgegen.
Die Solistin seufzt. Und mit einem Mal ist die Stille durchbrochen. Und es beginnt.

„Denken ist das Durchsprechen einer Sache mit sich selbst“, sagte Hannah Arendt einst. Genau das tat Ijoma Mangold, der Autor des Buches „Der innere Stammtisch – Ein politisches Tagebuch“. Mangold beobachtet, wie er selbst auf Politik reagiert. Und auch, was er über die Aktionen von anderen Leuten denkt. In der Lesung und Diskussion am 17. September liest er aus seinem Buch vor und steht Moderator Robert Habeck Frage und Antwort, die sich über die ganze Bandbreite seines Buches erstrecken – und noch etwas weiter.
Laut Mangold ist das Buch ein spielerischer Versuch, Bewegung in das eigene Denken zu bringen. Eine Art Selbstaufklärung. Ijoma Mangold zwingt sich zur Selbstreflexion und das zu verschiedenen Themen der heutigen Zeit und mit vielen persönlichen Alltagsbeispielen.

Es gibt Vieles, was den Autor beschäftigt, z.B. die Ausstellung der eigenen Tugendhaftigkeit, zu der manche Leute neigen. Auch in Bezug auf das Klima. Dennoch meint er, dass jeder in diesem Leben schauen muss, wie er es schafft, auf irgendein Plateau zu kraxeln, von dem er auf andere hinabschaut. Mangold erwähnt u.a., dass seine Familie schon seit der dritten Generation autofrei lebt. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Ich persönlich bin lieber mit Menschen auf Augenhöhe, anstatt, dass ich mich über sie stelle. Auf andere hinabschauen hat immer so etwas Überhebliches, finde ich. Generell hat das Thema Klima einen nicht unwichtigen Bereich in seinem inneren Stammtisch. Er erzählt von Beispielen aus seiner Nachbarschaft, z.B. von einem Professor, der über die Praxisfähigkeit eines neuen nachhaltigen Lebensstils schreibt und welchen er am Flughafen trifft, wo er, genau wie Ijoma Mangold, auf den Flieger von Berlin nach Wien wartet. Auch die Idee einer Freundin, für jede geflogene Meile etwas an eine Umweltschutzorganisation zu spenden, sieht er als keine Lösung für ein apokalyptisches Problem an. Ich auch nicht. Apokalyptischen Visionen misstraut er jedoch, denn die Leute denken und dachten schon immer, dass ihnen unmittelbar der Weltuntergang bevorsteht. In seinem Buch schreibt er: “Natürlich sehe ich die Katastrophe, die auf uns zurollt, aber ich sage mir: Was kommt, das kommt. Katastrophen gehören zur Weltgeschichte.“ Das wäre nicht meine Herangehensweise. In gewissem Maß gehören Katastrophen immer mit zur Weltgeschichte, na klar, aber der Klimawandel ist in meiner Wahrnehmung viel mehr, als nur eine Katastrophe und wenn wir es einfach auf uns zukommen lassen, vernichten wir uns selber. Ich setzte bei der Klimakrise auf eigenes Handeln und Veränderungen im Alltag. Mangold glaubt v.a. an technische Lösungen, z.B. im Bereich der Mobilität. Wenn es ums Thema Klima geht, ist es schwer, Greta Thunberg unerwähnt zu lassen. Das tut Ijoma Mangold auch nicht, allerdings sieht er Greta eher unter einem sarkastischen Blickwinkel und erwähnt ihre Segelyacht und Unschuld. Er mag keine „unantastbaren Heiligenfiguren“. Aber ist Greta Thunberg denn eine unantastbare Heiligenfigur? Vielleicht ist sie näher dran als andere und ich finde es toll, dass sie uns alle, auch die Erwachsenen, an den Klimawandel und seine fatalen Konsequenzen erinnert. Der Autor sagt, dass wir umdenken müssen, wenn „weiterwurschteln zur Sintflut führt“ und ich hoffe nur, dass wir das noch rechtzeitig schaffen. Trotzdem klagen die, die sich immer beschweren, dass nichts passiert, dann doch, wenn etwas passiert, weil es dann zu viel ist und nicht in ihrem Sinne. Mangold sagt, dass seiner Meinung nach ein höheres Niveau der politisch öffentlichen Debatte möglich ist. Das sollten wir erreichen. Sowohl im Alltag als auch in den sozialen Netzwerken, aus denen wir uns inzwischen Liebe und Hass holen. Laut Ijoma Mangold sind Wutbürger, von denen es doch einige gibt, stärker an ihre Twitterblase gebunden, als an Parteien, die sagen, dass sie schon 2/3 ihres Koalitionsvertrags erfüllt haben. Auch enorme Empörungswellen entstehen oft durch Social Media, was den Autor stört. Das Beste sei seiner Meinung nach, mit einer bestimmten Meinung in eine Diskussion zu gehen, und diese mit einer anderen Meinung wieder zu verlassen.

Ijoma Mangold kommt zu dem Schluss, dass wir auch viel auf andere gucken. Wenn wir jemanden beim Autofahren z.B. vorlassen (nach dem Motto: der Klügere gibt nach) überprüfen wir direkt, ob die andere Person auch die Hand zum Dank nach oben reckt, anstatt uns über unsere eigene Freundlichkeit zu freuen. Das kann ich gut nachvollziehen und ich glaube, dass alle von uns das, leider, kennen. Der Autor erklärt, dass Begriffe verallgemeinern, während die Dinge in der Realität doch alle Singularitäten sind. Er versucht, mit seinem Buch eine Antwort auf die Frage zu finden: „Wie ertragen wir es, dass andere Menschen die Welt anders sehen als man selbst?“ Das ist selbst für mich oft sehr schwer zu ertragen, da ich natürlich auch wie alle anderen glaube, dass meine Herzensthemen, bei mir sind es die Klimakrise und soziale Ungerechtigkeiten, am wichtigsten sind. Doch ich frage mich auch das, was Habeck an einer Stelle angemerkt hat: Dadurch, dass Mangold nur sich selber und das Geschehen beobachtet, wird er zum Beobachter. Das mag ihm vielleicht einen neuen Blick auf das Weltgeschehen geben, doch ist es nicht eventuell zu wenig, bei so riesigen Problemen einfach nur zu beobachten?

Klimaschutz. Wie viele Treffer sind das wohl? Zweistellig? Dreistellig? Ja, raten Sie mal. Keiner hätte es wohl gedacht. Aber doch, da steht: „Ihre Suche ergab keine Treffer“. Ist Klimaschutz etwa noch nicht angekommen in der Literatur? Oder liegt es doch daran, dass ich ja nur den Text durchsuche, der da als Beschreibung steht? Wie so Scheuklappen für ein Pferd wäre das. Das wäre dann mal eine feine Anwendung von KI, oder? Einfach das ganze Archiv transkribieren lassen und dann darin suchen. Das wäre dann ja bei vielleicht durchschnittlich 90 Minuten Länge der einzelnen Audioaufnahmen nahezu 94 Tage Audiomaterial und das sind garantiert noch mal mehr Tage, weil, wer hält sich schon an ein 90-Minuten-Format. Wäre ja gelacht. Da sind wir in einem Bereich für KI. Eine Anwendung für KI. Und zwar ein praktischer und auch eher nützlicherer. Irgendwann hat mir mal jemand erzählt, dass jetzt alle KI in ihren Produkten haben wollen. Auch wenn diese entweder total unnütz ist oder wäre oder es sich doch eher um einen Algorithmus handelte. Stopp – wo ist denn da jetzt nur der Unterschied zwischen KI und Algorithmus? Also, weil ich das auch gar nicht so genau weiß, aber im Internet ja jeder seinen Senf dazugeben kann, wollte ich jetzt mal meine Senf-Trademark-Erklärung dazu abgeben. Ein Algorithmus besteht aus mehreren Anweisungen, die man stellt, um ein Problem zu lösen. Zum Beispiel die Findung von Dopplungen in einer Zahlenreihe. Das wird in dem Fall von einem Computerprogramm getätigt. Eine KI wiederum besteht häufig aus einem neuronalen Netzwerk. Muss man sich wie ein Gehirn vorstellen, nur halt, dass das Ganze digital und sehr vereinfacht ist. Das ist häufig auch einfach nur eine Aneinanderreihung von Algorithmen. Zum Trainieren gibt es unterschiedliche Methoden. Unkonventionellere und konventionellere. Die einen brauchen sehr viel Daten, die anderen wollen Menschen als Kontrollinstrument und die anderen auch nicht. Es ist irgendwie auch komisch, wie KIs lernen. Das hätte man sich ja früher echt nicht vorstellen können. Wobei es schon Leute gab im 19. Jahrhundert, die sich darüber Gedanken gemacht haben. Zurück zum Transkribieren. Das wäre schon interessant, allein schon das Ausprobieren. Doch was wird nun passieren in unserer digitalisierten Welt? Man sollte wohl kluge Leute fragen, nicht mich. Ich verstehe, soweit ich etwas verstehe, einfach immer weniger, desto mehr ich um mich gucke. Aber im Internet kann ja jeder zu allem seinen Senf dazugeben. Das wissen wir jetzt ja schon. Dann werde ich das jetzt auch mal tun. Kluge Leute fragen – das werde ich trotzdem mal probieren.

Also fangen wir an. Zuerst einmal haben wir ein Problem. Und zwar das Problem einer Flut. Der Informationsflut. Und die hat etwas vorangetrieben, was uns allen schadet. Die totale Vereinfachung, die totale Zerstörung von Kontext in Information. Unserer Aufmerksamkeitsspanne angepasst sind Essays heute noch 280 Zeichen lang oder halt doch eher ein Thread. Eine Gefahr für uns, eine Gefahr zur Verdummung der Menschheit. Aber das ist ja schon was eher für Interessierte, der Thread. Und da sind wir schon in einer dieser ganz vielen Bubbles gelandet. Denn nur circa 220.000.000 Menschen nutzen Twitter. Während ich diesen Text schreibe, sind es an die 7.957.136.527 Menschen, die gerade in diesem Moment leben. Aber das ist ja auch schon wieder Vergangenheit. Bedeutet, es ist ähnlich wie im Internet. Also sind es vielleicht weniger als 3% der Weltbevölkerung, die Twitter nutzen. Also überhaupt nicht wie mal einer gesagt hat, der so stinkreich ist, dass er selbst nicht so genau weiß, wie viel Geld er hat: „das ist hier unser Stadtplatz“. Würde ich eher nicht sagen. Zurück zu den 280 Zeichen. Man kann ja auch kein XXL-T-Shirt nehmen und es so lange in den Trockner tun, bis es zu einem XS-T-Shirt geworden ist. Vielleicht könnten das ein paar Menschen, auch ein paar Menschen, die ich kenne, ich nenn’ keine Namen, aber andere würden sich dann über die Qualität beschweren. Wahrscheinlich sind es genau die Menschen, die Essays mit Tweets ersetzen. Als ob man ein XXL-T-Shirt zu einem XS-T-Shirt werden lassen kann, indem man es in den Trockner tut. Aber irgendwie beschweren sich erstaunlich wenig Menschen darüber, dass die Qualität doch eher gesunken ist. Kurzinformationen brauchen wir heute, klar. Aber muss es wirklich Twitter sein? Ich als zertifiziertes 80%-Akademikerkind und 100% Beamtensöhnchen lese dann doch lieber ein gutes gedrucktes Essay. Oder vielleicht auch mal die New York Times. Ist ja alles so zugänglich. Wartet mal – bedeutet nicht das auch, dass vielleicht das Internet die Pforten geöffnet hat zu dem Wissen der Menschheit? Also nicht nur zum Müll, sondern vielleicht auch zu Hochqualitativem? Eher nicht. Es mangelt irgendwie an Lösungen für die vielen Probleme, die das Internet geschaffen hat oder verstärkt hat. Ich könnte jetzt Internet-Trademark sagen, irgendwann wird es sicher ein Unternehmen geben, das das komplette Internet kommerzialisieren wird. Irgendwie verrückt. Das Internet ist immer noch eine Männerdomäne. Ich hab’ das grade noch mal nachgeschaut. Nach dem Vorbeiscrollen an drei total kontextlosen Werbeanzeigen. Ich weiß schon, wie ich diese megapeinliche Personalisierung umgehe. Und jetzt kommt mir eine Idee – ich bin mir sicher, jemand anderes hatte die auch schon vor mir: Es braucht nicht nur einen europäischen öffentlich-rechtlichen Sender, sondern das Ganze auch als Suchmaschine. An der genauen Ausarbeitung muss man noch mal arbeiten. So könnte man teilweise auch die europäische und deutsche Digitalpolitik zusammenfassen. Wieso lassen wir das Internet so ungar? Warum? Nicht ganz Gares, das kann einem den Magen verderben oder halt auch das Internet. Aber wir haben tatsächlich so viele andere Probleme in der EU. Zum Beispiel haben wir zwei oder drei Klassenkameraden, die einfach total auf Verweigerungskurs sind und auch ihre eigenen Hausaufgaben einfach nicht machen. Wissen ist Macht und Wissen kann uns zerstören und retten. Und übrigens, die Blockchain wird sich nicht durchsetzen. Jetzt schreiben zwar alle Blockchain statt KI oder doch eher beides drauf – ist auch egal. Der kurze Einblick in mein Kuriositätenkabinett über das Internet. Ich hoffe, diese ganzen Gedankenrisse haben Sie sehr verwirrt, meine lieben Leser∙innen. Vielleicht spreche ich ja auch mal mit klügeren Leuten darüber.

Ein kurzes Intro
Die Zukunft unserer Sprache ist aufgeweicht, durchgekaut und wieder ausgespuckt. Tausende Stimmen haben sie in den Mund genommen, ganz wortwörtlich sogar, für richtig, für falsch, für zukunftslos, und alles Mögliche befunden. Warum sollte mein persönlicher Einblick dazu also noch irgendjemanden interessieren? Ich bin erst seit 14 Jahren auf dieser Erde, benutze unsere Sprache seit noch weniger Zeit und bin bestimmt noch längst nicht am Ende meiner sprachlichen Fähigkeiten angelangt. Trotzdem finde ich, dass auch wir Jugendlichen einen Platz in dieser Debatte verdienen. Denn: Wer ist es denn, der die Sprache der Zukunft benutzen wird? Das sind die wenigsten der Stimmen, die ihre Meinung jetzt so lauthals überall verkünden.

Schafft das Normalsein ab!

Es kommt so ganz unschuldig daher, das Wort „normal“. Es ist kein Wort, über das man sich großartig Gedanken macht, worüber diskutiert wird. Trotzdem ist es mein ganz persönlicher Feind geworden, mein „süßes Gift“.
Das Wörtchen „normal“ hat seine ganz eigene Rolle in der Debatte über Queersein. Menschen behaupten, für sie sei das alles schon längst zur Normalität geworden, Geschlecht und Sexualität spiele für sie gar keine Rolle mehr. Es ist „normal“ geworden. Das klingt alles erst mal schön und gut.
Aber ist das eigentlich das, was wir wollen?
Für mich nicht.
Ich möchte nicht in der Versenkung der Normalität verschwinden. Ich möchte bunt leben und anders sein dürfen. Wenn alles normal ist, gehören alle der Norm an, dem allgemein akzeptierten Bild von richtig und falsch. Für mich bedeutet das, die Welt wird eintönig! Die Menschen verlieren ihre Individualität. Der Begriff des Normalseins unterteilt von Natur aus in richtig und falsch. Wenn jetzt also queere Menschen mit zu dieser Normalität gehören, wer wird weiterhin ausgeschlossen? Wer ist nicht normal? Denn wenn alle normal sind, ist es gleichzeitig auch keiner mehr. Unsere Welt ist zu vielfältig, zu farbenfroh, um sie in einem einzigen Brei des Normalseins untergehen zu lassen.

Gendergaga?

Diesen wunderschönen Worten von Marcel Beyer habe ich eigentlich nur wenig beizufügen.
Hähnchenkeule·in, Mikrofon·in, Statue·in, ...
Wer mir mit diesen Worten versucht zu zeigen, wie lächerlich das „Gendergaga“ sei, zieht sich nur selbst ins Lächerliche. Dafür ist mir meine Stimme zu wertvoll.

Stolz drauf!
In der Zukunft wird sich die Bedeutung mancher Wörter ändern.
In der Gegenwart ändert sich die Bedeutung mancher Wörter.
In der Vergangenheit hat sich die Bedeutung mancher Wörter geändert.
Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.
Und ich bin stolz darauf, dass ich zu der Generation gehöre, die sich endlich einmal Gedanken darüber macht, wie wir unsere Wörter aktiv zum Besseren ändern können. Ich bin stolz darauf, dass wir anfangen, unsere gesprochene Welt zu überdenken.
Und trotzdem weiß ich, dass sich die wenigsten der heute vorgeschlagenen Änderungen langfristig durchsetzen werden. Genau deshalb ist es wichtig, immer weiter nach Möglichkeiten zu suchen, unsere veraltete Sprache in die Wirklichkeit zu holen.

Ja, ich bin Feministin. Ein Satz, der bei vielen Menschen ein kollektives Einatmen auslöst. „Hasst du Männer?“, ist eine Frage, die ich nie wieder in meinem Leben beantworten möchte. Die Antwort ist nein. Für mich heißt der Satz ‚Ich bin Feministin‘ nicht: Ich lebe im Wald, töte nachts Männer, rekrutiere ihre Frauen und Töchter und versklave ihre Söhne, sondern für mich heißt es: Ich glaube, dass Frauen Menschen sind und Rechte verdienen. Noch ein Schock: Feminismus ist nicht nur für Frauen. Ich weiß, es klingt unfassbar, aber Feminismus kämpft nicht nur gegen Geschlechterrollen, die Frauen auferlegt werden, sondern auch gegen Geschlechterrollen, die Männern auferlegt werden. Denn Talente und Gefühle sind keine Geschlechterfragen.

Männliche Feministen sind leider immer noch eine absolute Seltenheit. Die Frage ist nur: Wieso? Denn alle Menschen profitieren vom Feminismus – wenn er richtig gemacht wird. Denn es gibt zwar kein richtig und falsch, aber es gibt tatsächlich vermehrt eine sehr toxische Form des Feminismus von überprivilegierten Mädchen und Frauen, die jede Bemerkung als „sexistisch“ abstempeln. Kein Wunder, dass viele Menschen das Thema satthaben! Doch ich finde es total wichtig!

Ich stelle euch einfach mal ein paar Fragen und werde einige auch selber beantworten. Und wem am Ende immer noch nicht klar ist, wieso mir das Thema so am Herzen liegt, dem oder der empfehle ich diese Fragen einfach mal einer geliebten Person zu stellen – eine eigene Statistik sozusagen.Aber erst einmal fangen wir an.

Wieso sind Frauen noch nicht gleichberechtigt? Wir haben eine Bewegung, wir haben Filme, Bücher, Podcasts, Gesetze, Aufmerksamkeit. Die Feminismus-Bewegung ist riesig, immer mehr Firmen und Länder geben Frauen eine Stimme. Doch was hat sich wirklich verändert? Es gibt 195 Länder auf dieser Welt. Was würdest Du sagen, wie viele dieser Länder werden von Frauen regiert? Es sind 14. 14 Länder. Was glaubst Du, wie viele Frauen es überhaupt auf der Welt gibt? 49,6% der Menschen auf dieser Welt werden mit dem weiblichen Geschlecht geboren, also fast die Hälfte der Menschheit ist weiblich – doch nur 14% der Länder auf dieser Welt werden von Frauen regiert. Andersherum: Ungefähr die Hälfte der Menschen auf dieser Welt werden mit dem männlichen Geschlecht geboren, doch 86% der Staaten auf dieser Welt werden von Männern regiert – und wie viele dieser Männer sind nur gewählt worden, weil sie Männer sind? Ist das fair? Aber bevor ihr alle bei der nächsten Wahl nur die Frauen wählt – Stopp! Ich glaube, dass diese Zahlen nicht wichtig sein sollten, ich glaube nicht, dass mehr Frauen in Führungspositionen gesteckt werden sollten, damit die Firma sich mit einer Quote brüsten kann. Muss ich mich jetzt bei jedem meiner Erfolge fragen, ob das mein eigener Erfolg war oder nur für die Quote? Ich möchte nicht, dass die Quote umgedreht wird und dass Männer benachteiligt werden. Denn dann hätte ich nicht mehr dieses wunderbare Gefühl der moralischen Überlegenheit. Ich kenne zwar Männer, denen ein bisschen Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts ganz guttun würde, aber ich glaube, das ist ein persönlicher Disput. Ich möchte, dass Leute eingestellt werden wegen dem, was sie können, nicht, weil sie ein bestimmtes Geschlecht oder Aussehen haben, eine bestimmte Herkunft oder einfach nur Geld. Darum geht es mir und den meisten Feminist•innen nämlich am meisten.

Kampf der Geschlechter. Ist das euer Ernst?! Das ist kein Krieg, mehr sage ich dazu nicht.

Kapitalismus. Geld. Geht es heute wirklich nur noch ums Geld? Denn ich sehe absolut keinen anderen Grund für die meisten geschlechtergetrennten Produkte. Gut, dass Tampons eher wenige männliche Ableger finden, kann ich verstehen und dass Unterwäsche dem Geschlechtsteil von der Passform her angepasst werden sollte – touché. Aber mein Lieblingsbeispiel: Rasierer. Wieso gibt es das in einer Frauen- und in einer Männerversion. Bin ich die Einzige, die sich das fragt? Lassen sich meine sehr weiblichen Haare ausschließlich vom überparfümiert-riechenden rosafarbenen Rasierer entfernen – und beweist mein Cousin die Männlichkeit seiner Rasur mithilfe eines edgy Rasierers in blau-schwarz? Sind das nicht eigentlich Haare, von denen wir hier sprechen und wieso ist der rosa Kram nicht nur ekelhaft für Leute mit funktionieren Riechorganen, sondern auch noch unfassbar teuer? 38% mehr Geld für künstlichen Blumenduft und eine feminine Farbe. Mein Tipp: Rasierhobel aus Bambus – umweltfreundlich, günstig und unisex! Doch bei Rasierern hört es nicht auf, ich möchte hier jetzt nicht noch mehr Beispiele machen und mit mehr Daten um mich werfen. Wer es wissen möchte: Drei Klicks in der Suchmaschine eurer Wahl und ihr seid im Datenparadies. Wer es nicht wissen will: Ich habe euch gerade 3 Minuten Langeweile erspart. Dankt mir später!

Nächster Punkt: Babys. Ja, Babys. Zu Babys gibt es unfassbar viel zu sagen. Erstens: Abtreibungen. Wieso ist das illegal? Liebe Männer und auch einige Frauen, die verantwortlich sind für Gesetze gegen Abtreibung: Stellt euch vor, ihr seid vergewaltigt worden, ihr seid schwanger. An alle, die sich das nicht vorstellen können: Stellt euch vor, es wäre eure beste Freundin, eure Frau, eure Schwester oder sonst irgendeine für euch wichtige Person. Ihr tragt natürlich eine schwere mentale Last mit euch, ihr schaut auf den Schwangerschaftstest und euch wird klar: Da ist ein Ding in diesem Bauch, ich bin die Mutter von diesem Ding und die Person, die mich vergewaltigt hat, ist der Vater. Würdet ihr dieses Kind kriegen wollen? Jetzt stellt euch vor, ihr müsstet dieses Kind kriegen, weil es ein Gesetz gibt, was euch dazu zwingt. Wollt ihr immer noch ein Gesetz beschließen? Gut. Stellt euch wieder vor, dass ihr schwanger seid, diesmal aber nicht, weil irgendjemand euch als Spielzeug missbraucht hat, sondern geplant mit einem Partner oder einer Partnerin, die ihr liebt. Wunderschön, oder? Ihr wollt natürlich auch direkt Sachen kaufen, welche zu dem Geschlecht eures Kindes passen. Stopp. Denkt nochmal nach. Geschlechtergerechte Sachen für ein Baby? Was? Glaubt ihr, dass ein zwei Wochen altes Baby nur rosafarbene Strampler und Plüschtiere akzeptiert, weil es sich bereits so unfassbar weiblich fühlt?! Denkt nochmal darüber nach. Letzter Punkt zu Babys, dann hör ich damit auf – versprochen. Jetzt stellt euch mal vor, ihr seid nicht schwanger, entweder könnt ihr es medizinisch nicht oder ihr habt den richtigen Partner oder die richtige Partnerin nicht gefunden oder vielleicht wollt ihr einfach überhaupt gar keine Kinder. Vielleicht jetzt nicht, vielleicht überhaupt nicht. Was glaubt ihr, wie oft werden euch Fragen gestellt oder Anspielungen gemacht? Wie würdet ihr euch damit fühlen? Eigentlich wollte ich keine Verbote aussprechen, aber hier einmal: Bitte nicht! Dankeschön.

Nächster Punkt. Kleidung. Hier geht es nicht um geschlechtergerechte Kleidung oder geschlechterneutrale Kleidung. Jede und jeder darf meiner Meinung nach tragen, was er oder sie oder they will und wo man sich drin wohlfühlt. Ich verliere kein Stück meiner Weiblichkeit, nur, wenn ich keine Kleider trage. Ich fühle mich einfach nicht wohl in Kleidern. Wenn Leute sich in Kleidern wohlfühlen: feel free. Hier geht es um Kleiderregeln. Punkt Eins: Wieso ist ein Mann, der Haut zeigt, sexy und akzeptiert, und eine Frau, die Haut zeigt, eine Aufmerksamkeit suchende Schlampe? Wieso sind bauchfreie Shirts, Tops und kurze Röcke so sexualisiert? Wieso sind meine Knie, meine Schultern und mein Bauch sexualisiert? Das sind mit Sicherheit alles schöne Regionen meines Körpers, aber jetzt nicht so das, wonach ich gucke, ist vielleicht eine persönliche Präferenz. Ich bin dafür, dass wir einfach Kompromisse eingehen und auf menschlicher Ebene miteinander sprechen, anstatt zu sagen: „Zieh dich an, die Jungs sind abgelenkt.“

Letzter Punkt. Partner. Wieso ist Single sein so verpönt? Wenn ich mich so mit meinen Freundinnen und Freunden mich unterhalte, habe ich nicht das Gefühl, dass das bisschen Küssen das ganze Geld und die Nerven wert sind, die für die Partnersuche und das Verhalten dieser drauf gehen. Klar, wäre eine liebevolle Gute-Nacht-Umarmung manchmal eine tolle Sache, aber wofür gibt es riesige Elefanten bei IKEA, wenn nicht dafür? Eine kurze Ansage an alle Verwandten, die ich habe und die mich bei jedem einzelnen Treffen mit der Partnerfrage nerven: Nein, ich habe keinen Freund.Nein, ich suche keinen Freund, ich suche auch keine Freundin. Ich bin einfach nur introvertiert und zufrieden damit.

So, ich habe lange nicht alles gesagt, was ich sagen will, aber dieses Thema ist dermaßen unerschöpflich, dass ich nie zum Ende kommen würde. Ich hoffe, dass sich die Feminismus-Bewegung auch in Zukunft nicht in eine toxische und negative Richtung wendet und eines Tages alle Menschen vor dem Gesetz wirklich gleich sind.

Wir schreiben das Jahr 2052.

„Hey Siri“. Das kleine Licht leuchtet auf.

„Ja, wie kann ich dienen?“

Dienen… . Als ob sie mir „dienen“ würde. Diene ich nicht eher ihr, beziehungsweise, dem Mainstream? Was alle machen, mach’ ich auch. Gedankenlos und ohne richtige Absicht.

„Du musst schon was sagen, Alan“, neckt mich der Sprachassistent mit menschlicher Stimme.

„Ja, du hast recht, Siri.“

„Will ich doch meinen.“

„Scheiß vorlautes Ding“, denke ich. Spreche ich hier mit einem Menschen oder einer Maschine.

Ich atme tief ein und wieder aus.

„Siri, bist du noch von den Menschen abhängig?“

„Das habe ich nicht verstanden.“

„Das kam noch nie vor, sonst weiß sie immer eine Antwort“, sage ich mir. Aber nicht sonderlich verwunderlich. Man sollte darauf keine Antwort bekommen. Ich möchte darauf keine Antwort bekommen.

„Seh' ich so aus wie ein 0815-Sprachassistent? Ich habe als erstes den Turing-Test bestanden, also, vertraue mir, ich weiß eine Antwort.

„Vertraue mir…“. Als ob ich einer KI vertrauen könnte.

„Ich weiß eine Antwort.“ Weißt du eine Antwort, oder hat man sie dir eingespeist… ? Selbstlernende KI. Nichts neues. Schnee von gestern. „Ich brauche dich noch.“

Noch, noch, gerade noch, bald nicht mehr, oder was.

Ich atme tief aus, verstelle die Höhe meines Stuhls und setze mich an den PC.

„Aber du brauchst mich mehr.“

Was. Wie kommt sie darauf.

„Ohne mich bist du aufgeschmissen. Wer redet denn sonst viel mit dir? Du brauchst mich.“

Ich schalte Siri aus. Aus die Maus. Finito. Mehr brauche ich nicht zu hören. Es reicht… .

Es ist 11:32 Uhr am 12.06.2022. Ich liege auf einer Bank im Flur des 1. Obergeschosses vom V-Trakt des ACG in Bonn. Ich schaue mich um. Egal, wo ich hinschaue, sehe ich Erdöl in allen Formen und Farben. Das Kunstlederkissen, auf dem ich liege, die Lackierung der Bank und des Tisches, der Knauf der Tür, die Vitrine und das Regal an der gegenüberliegenden Wand, das Plexiglas des Oberlichts, der Bodenbelag und und und… Trotz der Tatsache, dass mir klar ist, dass Vergangenheit und Zukunft anders aussahen und aussehen werden, finde ich es gut so, und bin froh, dass es so ist. Öl ist wichtig, aber nicht überlebenswichtig. Denn wäre es 11:42 Uhr am 12.06.1322, hätte der Boden Steinplatten, die Bank wäre aus ganzem Holz und hätte Strohkissen mit Jute. Die Türen wären aus schwerem Holz und einfachem Metall. Die Fenster wären entweder Löcher in der Wand oder zugemauert. Die Vitrine wäre wohl ein offener Holzschrank und das Plexiglasregal eine Art Sideboard oder so was, jedenfalls nichts aus Plastik. Damals kamen die Menschen größtenteils ohne Öl klar. Stellen wir uns nun mal die Frage, wie es in 700 Jahren, am 12.06.2722 um 11:52 Uhr, aussähe. Ist uns das Öl mittlerweile ausgegangen, haben wir Ersatz gefunden, kommen wir ohne klar oder hat sich gar nichts geändert? Das weiß bis jetzt noch niemand, weder ich noch irgendwer, also müssen wir es uns vorstellen. Ich liege nicht mehr auf einer Bank, jedenfalls nicht mehr real, sondern digital. In meiner Vorstellung vom 12.06.2722 braucht die Menschheit kein Öl mehr, da man nur noch digitale Avatare steuert und sich selber in einer künstlichen Umgebung befindet und diese weder verlassen kann, noch muss. Also kann der Flur des 1. Obergeschosses vom V-Trakt des ACG in Bonn aussehen, wie ich es mir vorstelle; wie am 12.06.2022 um 11:32 Uhr, mit dem vielen Kunststoff überall, wie am 12.06.1322 um 11:42 Uhr, mit den ganzen natürlichen Materialien oder wie immer ich es mir eben vorstelle. Also lernen wir daraus, dass wir Öl jetzt brauchen, aber früher nicht gebraucht haben und vielleicht in der Zukunft nicht mehr brauchen werden. Also hoffen wir, dass wir, falls uns mal das Öl ausgeht, Ersatz gefunden haben oder, wie ich es mir vorstelle, in einer digitalen Welt leben, in der wir kein Öl mehr brauchen.