邻居汉娜·阿伦特
作者:邹思聪
我时常会经过我的邻居汉娜·阿伦特的房子。
事实上,我也不住在她家对面,但我们距离绝不算远。我总在跑步时,在无意间穿越城市时,就来到了那栋楼前面。如果是1932年到1933年年初,我若是在这附近跑步,我们一定会撞见。
当年仲夏来临,柏林的日照会变得很漫长,但从那个夏天起,我便再也见不到这位“邻居”。
我是阿伦特长久以来的读者,但很多年里,我的阅读仅限于她那些最有名的著作。很长时间内我并不知道阿伦特有过怎样的流亡经历。在中国大学本科毕业后,我去到香港,读研究生,做记者,工作和生活数年,亲历香港最不安的近十年。那是我成为成年人的城市,展开职业生涯和知识生活的城市,也长久以为它会是我的终点站。我会在那里做记者和编辑,报道和书写中国,写作自己的书。
2021年我来到欧洲,因为我所有参与的伊拉斯谟项目的要求,我辗转在德国、波兰、捷克,最后在2024年夏天,定居在柏林。我没有去那些更吸引人的地中海国家,而是选择了这三个历史苦难深重的欧盟国度,带着一些重大问题而来,希望获得欧洲的启发,夺回丢失的语言。
但移民的事实不是这样。
2021年到2022年间,我书写了很多关乎历史、移民和离散的文章。在那些故事里,我以随时抽身的访谈者和旁观者而存在。2023年和2024年,我离开学院,笨拙地在一个完全陌生的世界,寻找自己的位置。于是我沉默着,走了很长的路。
2023年,中国互联网上出现了一个新词,“历史的垃圾时间”,随后相关文章很快被官方封禁。体育比赛里,胜负大局已定,比赛仍然继续,那剩余的时间,便是垃圾时间。在前面冠以“历史”二字,更让人感到一种历史决定论的悲哀。
我想青年阿伦特也经历过属于她的“历史的垃圾时间”。她的出版年表足以证明这一观点。她几乎所有重要的著作,都是在1950年以后出版的。
那个不停办签证、学习一门新语言、不断迁移、不断寻找临时差事,总是被中断写作、又总是不断写作的阿伦特,让我尤为亲近。
但我还想讲一个翻转的故事版本,一个让阿伦特曾感到亲近的中国人。
法国沦陷前,阿伦特将布莱希特的诗作记下,传给了丈夫布吕赫。那首叫做《关于老子出关途中〈道德经〉起源的传说》的诗,据阿伦特的记载,在难民营中口耳相传,鼓舞了黑暗时代的人们。老子也遥远的历史中被迫迁移,老子也在迁移的途中书写了《道德经》。我想老子的传说和他的思想,也曾让这群陷入绝境的人感到过亲近。
从这个意义上,他们共享彼此的精神宇宙,都是彼此真实的邻居。
Meine Nachbarin Hannah Arendt
Oft komme ich am Haus meiner Nachbarin Hannah Arendt vorbei.
Genau genommen wohne ich nicht gleich gegenüber, aber es ist wirklich nicht weit. Wenn ich joggen gehe, mich durch die Stadt treiben lasse, lande ich immer wieder bei ihr vor dem Haus. Zwischen 1932 und Anfang 1933 wäre ich ihr beim Joggen in diesem Viertel bestimmt auch über den Weg gelaufen.
Darauf zog ein neuer Sommer in Berlin ein, die Tage wurden lang, doch meiner „Nachbarin“ wäre ich dann nicht mehr begegnet.
Ich lese Hannah Arendt schon lange, aber über Jahre hinweg habe ich nur die wenigen bekannteren Werke wahrgenommen. Lange wusste ich überhaupt nichts über ihre Exilerfahrung. Nach meinem Bachelorabschluss an einer chinesischen Universität ging ich für ein Masterstudium nach Hongkong, lebte und arbeitete dort als Journalist, erlebte die fast zehn Jahre der unruhigsten Phase der Stadt. Es ist die Stadt, in der ich erwachsen wurde, eine berufliche Karriere und ein Leben als Intellektueller begann. Und lange Zeit hielt ich Hongkong auch für meine letzte Station. Ich dachte, dort würde ich als Journalist und Redakteur arbeiten, über China berichten und schreiben, meine eigenen Bücher verfassen.
2021 kam ich nach Europa und wechselte, wie es mein Erasmus-Programm vorsah, zwischen Deutschland, Polen und Tschechien. Im Sommer 2024 zog ich schließlich nach Berlin. Statt für die attraktiveren Mittelmeeranrainer hatte ich mich für diese drei EU-Länder mit ihrer bitteren Geschichte entschieden, war mit schweren Fragen im Gepäck gekommen und in der Hoffnung, in Europa Denkanstöße zu bekommen und meine verlorene Sprache zurückzugewinnen.
Doch die Wirklichkeit der Migration ist eine andere.
Von 2021 bis 2022 schrieb ich viele Artikel über Geschichte, Migration und Trennung. In diesen Geschichten existierte ich durch die Interviewten und Zeug:innen, die rechtzeitig davongekommen waren. 2023 und 2024 suchte ich stolpernd meinen Platz in einer völlig fremden Welt. Ich verstummte, ging einen weiten Weg.
2023 tauchte in China ein neuer Begriff im Internet auf, die „Müllzeit der Geschichte“ – der Ursprungsartikel war schnell zensiert. Wenn in einer Sportpartie schon alles entschieden, aber noch Zeit bis zu Abpfiff ist, nennt man diese tote Zeit im Chinesischen „Müllzeit“. Mit der „Geschichte“ zusammengebracht, vermittelt es einem mehr das Gefühl einer geschichtsdeterministischen Trauer.
Ich denke, die junge Hannah Arendt hat ebenfalls durchlebt, was als ihre „Müllzeit der Geschichte“ klassifiziert werden könnte. Ihre Publikationsliste bestätigt diese Sichtweise zu genüge: Fast alle ihre wichtigen Werke sind nach 1950 erschienen.
Jener Hannah Arendt, die immer wieder Visa beantragte, eine neue Sprache lernte, von einem Ort zum nächsten zog, Gelegenheitsarbeiten suchte – jener immer beim Schreiben unterbrochenen und doch immer schreibenden Hannah Arendt fühle ich mich besonders nah.
Aber ich möchte auch eine umgekehrte Version der Geschichte erzählen: die eines Chinesen, dem Hannah Arendt sich nahe fühlte.
Vor der Besetzung Frankreichs ließ sie ihrem Mann Heinrich Blücher die Niederschrift eines Brecht-Gedichts zukommen. Das Gedicht mit dem Titel „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration“ wurde, wie Arendt berichtet, in den Flüchtlingslagern von Mund zu Mund weitergereicht und machte den Menschen in finsteren Zeiten Mut. Weit zurück in der Geschichte war Laotse (Laozi) ebenfalls gezwungen gewesen auszuwandern und hatte unterwegs das Taoteking (Daodejing) geschrieben. Ich denke, die Legende von Laotse und sein Denken bewirkten, dass sich die in Not geratenen Menschen damals ihm nahe fühlten.
In diesem Sinne teilten sie miteinander ein geistiges Universum, waren wirkliche Nachbarn.
Übersetzung: Daniel Fastner
My neighbor Hannah Arendt
I often pass by the home of my neighbor, Hannah Arendt.
In fact, I am not living directly across her former home, but we are not far apart. I often find myself in front of that building while running, or drifting, sometimes unconsciously, through the city. Had it been between 1932 and early 1933, we would have met through the paths here for sure.
In that mid-summer, Berlin’s daylight would stretch long into the night. But from that summer on, I would never see this young neighbor again.
I’ve long been a reader of Hannah Arendt, but for many years, my reading was limited to her most celebrated works. For a very long time, I had little sense of the contours of her exile. I always thought Hong Kong would be my final place to stay. I imagined myself working there as a journalist and editor, covering mainland China, and writing my own books.
In 2021, I came to Europe though the Erasmus Mundus program, drifting between Germany, Poland and the Czech Republic, before finally settling in Berlin in 2024. I chose these three EU countries full of reminiscent historical traumas, carrying the substantial questions, seeking answers or inspirations, and seizing back my lost words.
But migration unfolds differently.
Between 2021 and 2022, I did write many non-fiction stories about the European history, the current migrants and diaspora. From the long summer of 2023 on, I left the world of academia and awkwardly faced a completely strange reality, seeking my place. So, I trudged in silence, for long.
Also in 2023, a new term emerged on the Chinese internet, “history’s garbage time”. In sport games, when the outcome is already determined but the match continues, that remaining interval is called “garbage time”. Prefaced with “history”, the phrase carries a bleak determinism, suggesting a period of human life totally wasted.
I believe the young Arendt endured her own version of “history’s garbage time”. Her bibliography reflects this – almost all her major works were published after 1950.
That young Arendt – constantly applying for visas, learning new languages, leaving, migrating, fleeing, picking up temporary jobs, always interrupted in her writing yet always writing – feels especially close to me.
I also want to tell a reversed version of the story – A Chinese figure whom Arendt once felt close to.
Before the fall of France, according to Arendt, Bertolt Brecht’s poem [The Legend of How the Tao Te Ching Came into Being on Laotse’s Journey into Exile] was passed by word of mouth in the refugee camp in 1940 and gave solace to those living in darkness. Laostse, too, was migrating in ancient times, and wrote Tao Te Ching on the road into exile. I believe the legend and philosophy of Laotse made these exiles feel a miraculous affinity.
In this sense, they shared a common spiritual universe. They live as neighbors in truth.
Translation: Sicong Zou
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